Michael Kretschmer spricht in der St. Johanniskirche

350 Jahre Jubiläumsfest St. Johanniskirche Reichenbach

Das Geleitwort zum Buch zur St. Johanniskirche

„Die St. Johanniskirche zu Reichenbach/OL - ein prot. Theatrum Sacrum"

Liebe Leserinnen und Leser,

kann ein Titel für dieses Buch treffender sein? Übersetzt als „Heiliges Theater“ wird die christliche Geschichte in einem Gesamtkunstwerk aus Architektur, Plastik und Malerei des Barock verbildlicht und weckt Staunen beim Betrachter. So geht es auch mir, wenn ich die St. Johanniskirche betrete, vor allem rückblickend auf ihre eigene Geschichte. Ihre Ausstrahlung überwältigt uns, schafft uns Raum für Besinnung und erdet uns im christlichen Glauben und im Beisammensein als Menschen.

Doch warum lesen Sie hier ein Geleitwort eines Politikers und wie gehören Staat und Kirche zueinander? Kirche hat in unserer Gesellschaft eine besondere Stellung. Ihre Tradition reicht länger zurück als der moderne Staat. Kirche beantwortet gesellschaftliche Fragen mit ihrer eigenen moralischen Autorität und nimmt einen Teil der sozialen Aufgaben im Staat wahr. Kirche als Glaubensinstitution hat den Auftrag, das Evangelium zu verkündigen - die "frohe Botschaft" davon, dass Gott in Jesus Christus zu den Menschen gekommen ist und davon, dass jeder Mensch ein Geschöpf Gottes ist, einzigartig und würdevoll. Der erste Artikel unseres Grundgesetzes ist deshalb beispielhaft dafür, wie wir als christlich geprägte Gesellschaft das Zusammenleben in unserem Staat gestalten wollen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Für uns Christen ist dies die Grundlage jeder persönlichen Begegnung und unseres Handelns.

Eine besondere Begegnung war für mich die mit den Freunden der St. Johanniskirche, die sich mit dem Erhalt der Kirche eine Lebensaufgabe gegeben hatten. Die Kirche drohte bis Mitte der 80er Jahre zu verfallen. Wir können dankbar sein, dass sich Pfarrer Christoph Wiesener, der Architekt Dirk Böhme, die Holzrestauratoren Jan und Anke Großmann und Frank Michael Heidrich für die Wandmalerei damals an die Arbeit gemacht haben, all dies zu sichern und zu restaurieren, historisch und theologisch einzuordnen. Daraus entstand ihr Projekt „St. Johannisdekade 2006-2016“ mit dem Ziel, die Kirche vollständig zu sanieren. Doch dieser Weg war nicht ohne Hürden, weswegen die Initiatoren und der damalige Bürgermeister der Stadt Andreas Böer mich baten, von politischer Seite zu helfen. Es war mir ein Herzensanliegen, dieser Bitte nachzukommen und wie auch für viele andere Kirchen und Denkmäler in unserer Heimat Fördermittel aus Denkmalschutzprogrammen von Bund und Land zu organisieren.

Dass wir heute die vollständig sanierte Kirche erleben dürfen, ist ein Gemeinschaftswerk von Menschen, die voller Freude und Leidenschaft in der Sache kämpfen, an einem Strang ziehen und keine Mühen scheuen. Das beeindruckt mich. Ich danke allen Beteiligten für ihren unermüdlichen Einsatz und ihren Fleiß! Diese Kirche ist beispielhaft für gemeinschaftliche Leistung und Zusammenhalt. Das macht Mut und Hoffnung und das wünsche ich mir im Zusammenleben für unsere Gesellschaft.

Ihr Ministerpräsident Michael Kretschmer

350. Kirchweihfest